# Blended Learning
Alle Lehrszenarien, die nicht ausschließlich in Präsenz oder virtuell / online stattfinden, können als hybrides Lernen - Blended Learning - bezeichnet werden, also als Kombination von virtuellen und nicht-virtuellen Lernsettings und Methoden.
Unterscheidet man verschiedene Stufen von E-Learning nach dem Grad ihrer Virtualisierung, so nimmt Blended Learning eine Position zwischen medial angereichertem Präsenzunterricht und reiner Online-Lehre. Auch wenn nach Ansicht von Kritikern mit dem Begriff nichts Neues ausgedrückt wird, lenkt er doch die Aufmerksamkeit stärker auf die Zusammenstellung derartiger Elemente.
## Problemstellung
Sowohl reine Präsenz- als auch reine Online-Veranstaltungen bringen Probleme mit sich:
Beispielsweise können Lernende oft nicht an regelmäßigen stattfindenden Präsenzveranstaltung teilnehmen. Das führt besonders in Veranstaltungen mit großen Teilnehmerzahlen dazu, dass heterogene Wissensstände oder Wissenslücken nicht ausgeglichen werden können bzw. eher begünstigt werden.
Problemfelder reiner Online-Veranstaltungen sind u.a. das Selbst- und Zeitmanagement sowie fehlender persönlicher Kontakt (zwischen Lernenden aber auch zwischen Lehrenden und Lernenden) und der fehlende soziale Austausch – besonders die Synergien , die daraus entstehen.
## Lösungsansatz
Die Kombination aus Präsenz- und Online-Angeboten in Blended Learning-Szenarien ermöglicht es, die Vorteile der jeweiligen Settings und Methoden zu nutzen bzw. deren Nachteile zu verringern. Werden die Lerninhalte digital vermittelt (insbesondere mittels Lernmanagementsystem) können die Lernenden diese flexibel und den eigenen Bedürfnissen entsprechend abrufen – wann, wo und wie oft sie wollen. Dies findet besonders bei Berufsbegleitenden Veranstaltungen Beachtung!
In den Präsenzveranstaltungen kann dann die Interaktion und der Austausch mit den Lernenden in den Mittelpunkt gestellt werden.
## Details
In Blended Learning-Szenarien können drei Aktivitätsformen unterschieden bzw. miteinander kombiniert werden
o Selbstgesteuertes E-Learning: Hierbei können die Lernenden Zeitpunkt, Intervalle, Tempo und Ort ihrer Lernaktivitäten selbst festlegen
o Live E-Learning: Synchrone Formen des E-Learning, zum Beispiel Unterricht als Webcast oder die Arbeit in einem virtuellen Klassenraum zu einem festgesetzten Termin. Dies ermöglicht den Lernenden, in Echtzeit Fragen an die Dozierenden zu richten oder sich mit anderen Kursteilnehmern auszutauschen.
o Traditionelle Präsenzlehre: Unterweisung, Seminar, Übung, Diskussion und Austausch finden in der Werkstatt, dem Labor oder Seminarraum statt und eröffnen face-to-face-Interaktionen mit Lehrenden und Lernenden.
Am gebräuchlichsten sind vier Blended-Learning-Modelle, in denen Online- und Präsenzlehre auf verschiedene Weise kombiniert werden:
1\. Rotations-Modell: der Kurs besteht aus einer vorgegebenen Struktur mit Präsenz- und Online-Anteilen.
2\. Flex-Modell: Materialien eines Lehrangebots werden den Lernenden hauptsächlich online zur Verfügung gestellt. Lehrende können nach Bedarf kontaktiert werden und leisten dann auch Support.
3\. Eigener Blend (Self-Blend): Lernende entscheiden sich, zusätzlich zum Päsenzangebot einen reinen Online-Kurse zu besuchen und dadurch ihr Kursangebot zu ergänzen.
4\. Angereichertes virtuelles Modell (Enriched-Virtual model): Virtueller Kurs, der zum Beispiel zum Auftakt und Abschluss Präsenzangebote beinhaltet.
Wichtig bei blended Learning Formaten ist insbesondere
· Elemente klassischer Phasenbildung für Lehr-/Lernprozesse,
* unterschiedliche Sozialformen (verschiedenen Formen von Einzel- und Gruppenarbeiten),
* Abstimmung von Lernzielen und zu erwerbenden Kompetenzen auf bestimmte Methoden
## Vorteile
o Aus Sicht der Lernenden lassen sich die Vorteile eines Blended Learning-Arrangements in die zwei Kategorien Flexibilität und Lernerfahrung einteilen. Lernende schätzen an den virtuellen Lernanteilen die Möglichkeit, Lernort und -zeit selbst zu bestimmen. Besonders vorteilhaft wird das Lernen von zu Hause aus beurteilt.
o Lehrenden bietet Blended Learning eine Gelegenheit zur Erprobung neuer Interaktionsformen mit den Veranstaltungsteilnehmern. Es wird dann als gewinnbringend erlebt, wenn sich Effekte auf den Lernprozess zeigen, zum Beispiel, dass die Lernenden eine Online-Community bilden, im face-to-face Unterricht besser argumentieren und diskutieren sowie tiefer in die Kursmaterie eintauchen. Zudem wird die Flexibilität in der zeitlichen Taktung als positiv erlebt.
o Auf Ebene der Bildungsstättenleitung werden positive Auswirkungen von Blended Learning-Szenarien erwartet, die von der Positionierung als innovative Bildungseinrichtung über die Adressierung neuer Zielgruppen, speziell in der beruflichen Weiterbildung bis hin zu effektiverer Ressourcenauslastung und Kostenersparnissen reichen.
## Nachteile
o Für Lernende liegen die Hauptprobleme mit Blended Learning-Kursen in der Erwartung, dass weniger Präsenztermine auch einen geringeren Arbeitsaufwand erfordern, Defiziten beim Zeit- und Selbstmanagement, Schwierigkeiten in der Akzeptanz der eigenen Verantwortung für den Lernerfolg sowie technischen Problemen insbesondere im Umgang mit ungewohnten Kommunikations- und Kooperationswerkzeugen.
o Lehrende benötigen oft bei der Anpassung ihres didaktischen Designs sowohl methodische als auch technische Unterstützung und Beratung. Risiken liegen im Kontrollverlust und der potentiell schlechteren Bewertung durch die Lernenden. Die Erfahrung zeigt überdies, dass eine Veranstaltung, die Online-Komponenten einschließt, deutlich mehr Zeitaufwand für die Vorbereitung und Durchführung erfordert; dieser kann sich noch erhöhen, wenn multimediale Lerninhalte erstellt werden müssen. Damit können zusätzliche Kosten und ein hoher Entwicklungsaufwand von der Konzeption über die Einarbeitung in Autorensysteme oder andere Programme bis zur konkreten Erstellung verbunden sein.
o Auf Ebene der Bildungsstättenleitung muss der Technikeinsatz zu den übergreifenden und langfristigen Zielen der Institution in Beziehung gesetzt werden. Notwendig sind eine entsprechende Ressourcenverteilung und Investitionen in Infrastruktur und Supporteinheiten. Auch gibt es oftmals Widerstände gegenüber Änderungen und Neuerungen. Der Wandel von curricularen Strukturen ist zeitaufwändig und bedarf organisationsinterner Abstimmungsprozesse.
## Dennoch bleibt das Fazit:
„Blended Learning ist besser als rein virtuell und nicht schlechter (und oft besser) als nur Präsenz.“
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