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# Erfahrungsberichte
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## Erfahrungsbericht – Bildungsanbieter kauft die ersten Tablets
### Vorwort:
Im Rahmen des Projektes CoLearnET wurden Blended-Learning-Schulungen von uns entwickelt – damit diese erprobt werden konnten, entschieden wir uns dafür, den Teilnehmer\*innen Tablets zur Verfügung zu stellen.
Was wir uns erhofften:
* geringe Beschaffungskosten
* hohe Mobilität
* Anonymisierung möglich, wenn erforderlich
* geringere Einstiegshürden für KMU ohne Technik
* Administration und Support – alles aus eigener Hand möglich
Nachteile:
* keine :smiley:
Es begann die Recherche – welches Gerät sollte es werden?
Das Budget von 250,- pro Gerät ließ schon eine gute Auswahl zu – wir entschieden uns für ein Gerät
* mit (damals) aktuellster Software (Android 8),
* einem eingebauten, klappbaren Ständer
* sowie einer schwenkbaren Kamera und
* 10“ Bildschirmdiagonale.
* Aus Servicegründen sollte das Gerät einen wechselbaren Akku haben.
* Zusätzlich entschieden wir uns für eine Schutzhülle aus Kunstleder und
* eine Displayschutzfolie
**Wir bestellten also 12-mal das Lenovo Yoga Tab 3.**
### Als das Paket ankam, begannen die Probleme – und auch endlich der Erfahrungsbericht.
Folgende Herausforderungen und Planungslücken mussten bewältigt werden:
**Beim Auspacken fiel auf, dass 10 Tablets nur zu 20% geladen waren, eins war voll, eins ging nicht an.**
Im Büro fanden sich nur 3 Steckdosen – und zwei Verteilerkabel.
Es endete damit, dass wir Tag 1 dazu nutzten, auf verschiedene Büros verteilt die Tablets erst einmal zu laden, das eine vermeintlich Defekte zu untersuchen und zu retournieren und im Kollegium Möglichkeiten zur Ladeinfrastruktur zu erörtern.
Die kurzfristige Lösung war schnell gefunden: unsere Umschüler in der Elektrotechnik bauten uns eine Tafel mit 12 Steckdosen. Diese durfte aber in unserem Stromnetz nicht in Betrieb genommen werden – eine VDE-Richtlinie verbietet genau das (es kann nicht garantiert werden, dass dort nur die Ladenetzteile eingesteckt werden, der Anschlusswert von maximal 3000W ist bei 12 Steckdosen sehr schnell erreicht und somit nicht zulässig).
Als Konzept zur Übung und Darstellung dieses Sachverhalts in der Ausbildungssituation natürlich brauchbar, für unser Problem jedoch nicht.
Wir beklebten die Tablets also mit der Displayschutzfolie und verpackten sie ihre neuen Hüllen.
Nach einiger Recherche und mehrfache Rücksprache mit unseren Elektroausbildern beschafften wir 2 USB Ladestationen mit 10 Ladebuchsen. **ORICO - Multi USB Ladestation 120W mit 10 Anschlüsse, 5V/2.4A**
Leider stellten wir fest, dass unsere Tablets mit den Hüllen nicht in die Ladehalterungen der USB Ladestation passten – auch nach langer Recherche konnte kein Gerät gefunden werden, dass breitere Ladehalterungen hat. Es entstanden die charakteristischen Tablet-Stapel im Büro, die jährlich wachsen.
Ein weiteres Problem ist nun das Lademanagement – die Lebensdauer der Akkus der Geräte hängt eng mit ihrer Behandlung zusammen. Lässt man sie permanent am Ladegerät altern die Akkus rasant! Lässt man die Tablets aber solange im Regal bis die Akkus vollständig leer sind, altern diese noch schneller… Ein Ladeturnus von monatlich einer Nacht zum Laden wurde schnell gefunden und organisiert. Dennoch kam es häufig dazu, dass wegen Krankheit oder Urlaub nicht geladen wurde und die Akkus komplett leer waren.
Der Benutzer selbst wurde durch Belehrung über die Nutzung und das Laden des Tablets aufgeklärt.
***Empfehlung: Vor der Beschaffung der Tablets sollten ausreichende Ladestation(en), besser noch ein Tablet Safe mit genügend Lademöglichkeiten beschafft werden - das verhindert organisatorisches Chaos und vor allem Ärger beim e-Check!***
***Ein Verantwortlicher im Unternehmen, der sich regelmäßig um den Ladezustand der Tablets kümmert und seine Krankheits- / Urlaubsvertretung selbst organisiert, ist sehr zu empfehlen!***
**Um die Software einrichten zu können, wurde WLAN Zugang benötigt.**
Nun, da die Tablets alle geladen waren, konnten sie (einzeln) eingerichtet werden – es wurde ein zentrales Nutzerkonto bei Google erstellt, das (16-stellige…) WLAN Passwort eingetippt und über Nacht zum Updaten an die Ladestation angeschlossen.
Schon nach dem 4. Tablet wurde klar – ein eigenes WLAN mit kurzem Passwort ist für die Einrichtung vorteilhaft.
Auch das einzelne Einpflegen der Tablets in den Nutzeraccount gestaltete sich als mühselig und zeitraubend.
Zudem musste mithilfe einer Verwaltungsapp für jedes Tablet einzeln die Nutzung dieses Google-accounts unterbunden werden – um Missbrauch der Email Adresse, des Playstores und anderer Dienste zu verhindern. Das war nicht nur extrem zeitraubend, sondern auch eine große Fehlerquelle / Sicherheitslücke.
Es begann die Recherche nach einer Verwaltungssoftware (mobile device management). Aus Gründen der Mittelvergabe im Projekt konnte eine solche Software leider nicht eingekauft werden, ist aber in jedem Fall dringend zu empfehlen!
Kleiner Zeitsprung:
Bei der Erprobung stellte sich zudem ein Netzwerkfehler in unserer WLAN Struktur heraus – Jedes Tablet bekam jeden Tag eine neue IP-Nummer. Die IP_Nummern werden jedoch nur alle 30 Tage erneuert und sind nur begrenzt verfügbar (maximal 255), weshalb es nicht lange dauerte, bis unser Netzwerk plötzlich einfach nicht mehr funktionierte – nicht nur das WLAN, alle Geräte im Netzwerk konnten sich nicht mehr verbinden. Sogar die Telefonanlage war betroffen.
Zwar konnte der Fehler relativ schnell gefunden und behoben werden, jedoch sitzt der Vertrauensverlust in unser Internet seitdem bei Mitarbeiter\*innen, Leitung und Schulungsteilnehmer\*innen tief.
***Empfehlung: Vor der Inbetriebnahme sollte ein kurzes und einfaches WLAN Passwort eingestellt werden (temporär). Das Netzwerk sollte möglichst jedem Gerät eine „permanente“ IP zuweisen, damit immer genügend Verbindungsmöglichkeiten gegeben sind.***
***Eine mobile device management Software erleichtert die Einrichtung, Verwaltung und das „Wiederherstellen des Normalzustandes“ nach Benutzung extrem.***
Zumindest ist ein gemeinsames Google Konto notwendig, damit Apps von einem account aus für alle Geräte verwaltet werden können. Dabei muss man aber auf jedem Gerät die Nutzung von Google Mail, dem Playstore und anderen accountgebundenen Diensten einzeln unterbinden, um Missbrauch zu verhindern.
Für jedes Tablet einen eigenen Account zu erstellen, ist nicht nur extrem mühselig, sondern auch in der Verwaltung ein Albtraum. Davon ist schlicht ab zu raten.
**Im täglichen Gebrauch stellte sich schnell weitere Probleme heraus.**
Alle Teilnehmer\*innen, die ein Tablet mit nach Hause bekamen, entfernten dort die Schutzhülle und die Schutzfolie. Bevor wir die Geräte zurück bekamen wurde Beides wieder angebracht. Auf Nachfrage gab man an, dass die Hülle das Gerät unhandlich und hässlich machte, die Schutzfolie den spiegelnden Bildschirm eher matt machte – was die Lesbarkeit von Text erschwerte.
Auch eine gemeinsame Recherche mit den Teilnehmern der Erprobung brachte keine Schutzhülle hervor, die „nutzbar“ wäre.
Allgemein seien unsere Geräte sehr schwer (im Vergleich mit anderen Geräten), was sehr gestört hat.
***Empfehlung: Schutzhüllen stören die Nutzer mehr als dass sie gebraucht werden. Die wenigsten unserer Schulungsteilnehmer verwendeten das Tablet unterwegs (mangels mobilem Internetzugang) – und daheim bedurfte es kaum Schutz.***
***Displayschutzfolien verringern die Qualität der Darstellung (subjektiv) stark, weshalb auch diese als verzichtbar bewertet wurden. Je schwerer das Gerät ist, umso unwilliger sind die Nutzer.***
***Einzig beim gezielten mobilen Einsatz kann ich den Einsatz von Hülle und Folie empfehlen.***
***FAZIT:***
***Alle Tablets, die wir seitdem fürs Unternehmen beschafft haben, verfügen über eine geplante Ladeinfrastruktur und Organisation, ein eigens dafür errichtetes Einrichtungs-WLAN und Checklisten, eine permanente IP Nummer und kommen ohne Schutzfolien und Hüllen aus. Sie werden mithilfe einer Verwaltungsapp gemeinsam kontrolliert und administriert – ggf. anonymisiert und nach Nutzung Datenschutzkonform zurückgesetzt.***
***Wir haben seitdem nur noch sehr leichte Geräte im Einsatz (ohne klappbaren Ständer und Austauschakku).***
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